Pferde leiden häufig unter Parasitenbefall, die Parasitenbekämpfung ist deshalb ein zentraler Bestandteil des Gesundheitsmanagements.

Hintergrundinformationen

Ein Parasit ist ein Lebewesen, das sich zum Zwecke der Nahrungsaufnahme und/oder Entwicklung temporär oder permanent in oder auf einem Organismus einer anderen Art aufhält und diesen damit schädigt.
Pferde können das ganze Jahr über infektiöse Parasitenstadien aufnehmen.
Die Parasitenbekämpfung wird vom Entwicklungszyklus der wichtigsten Endoparasiten der Pferde und der Wirksamkeit und Wirkungsdauer der eingesetzten Medikamente bestimmt.
Eine wichtige Rolle spielt die Weidehygiene: 1-2 mal pro Woche sollte der Pferdekot von der Weide aufgesammelt werden. Damit kann auf Dauerweiden die Larvendichte und damit das Infektionsrisiko erheblich gesenkt werden.
Wichtig ist darüber hinaus die Pferdebesatzdichte, da ein Überbesatz evidenterweise zu einer stärkeren Larvenkontamination führt. Umtriebs- oder Wechselweide-Systeme haben sich hier bewährt.


Lungenwurm (dictyocaulus arnifieldi)

  • Der Befall mit Lungenwürmern tritt nur bei gleichzeitiger Haltung von Esel und Pferd auf, wobei Esel seltener erkranken, aber immer als potentielle Lungenwurmträger anzusehen sind. Beim Pferd zeigt sich das klinische Bild als parasitäre Entzündung von Bronchen und Lunge mit Nasenausfluss, Husten, angestrengter Atmung und teilweise Fieber.
  • Behandlung: mit Ivermectin oder Moxidectin
  • Weiden, die mit Lungenwürmern kontaminiert sind, gelten für mindestens 3 Monate als verseucht.

 

Magendasselfliegen (gasterophilus spp.):

  • Der Magendasselbefall gilt als Weideinfektion
  • Die Hauptflugzeit der erwachsenen Fliegen findet in den Monaten Juli/August statt. Die Eier werden vornehmlich an den Haaren von Vorderbeinen, Flanke und Schultern abgelegt.
  • Aus den Eiern schlüpft nach einigen Tagen Larve I, die durch Belecken und Beknabbern aufgenommen wird und nach einer Gewebswanderung durch Zunge und Schlund im Herbst bzw. Frühjahr (April/Mai) als reife Drittlarve mit dem Kot ausgeschieden wird.
  • Die Larven in den Eiern können bis zum Spätherbst/Winter am Haarkleid überleben. Die Larve I kann als Folge der Wanderung Entzündungen der Maulschleimhaut mit Kau- und Schluckbeschwerden bis zu Veränderungen des Schlundes verursachen.
  • Die Larven II und III führen zu Defekten in der Magenschleimhaut, Geschwüren und zur Erweiterung des Magens. Auch Blutarmut, Verdauungsstörungen, Abmagerung und Ödeme sind mögliche Symptome.
  • Behandlung: mit Ivermectin und Moxidectin im Spätherbst bis Ende November
    Bei starkem Befall muß eine zweite Behandlung im Frühjahr erfolgen (Anfang Februar).

 

Zwergfadenwurm (strongyloides westeri)

  • Die Infektion erfolgt hauptsächlich bei Saugfohlen, da die Stute ab dem 4. Tag nach der Geburt sechs Wochen lang mit der Milch Strongyloides-Larven III ausscheidet. Spätere Infektionen erfolgen durch Haut oder Maul. Pferde, die älter als 1 Jahr sind, entwickeln nur selten eine Infektion.
  • Behandlung: mit Benzimidazolen ab 8. Lebenstag im 4-Wochen-Rhythmus



Spulwurm (parascaris equorum)

  • Dieser Darmparasit wird vorwiegend über das Maul auf der Weide aufgenommen - in der Regel von Fohlen und Pferden, die jünger als 3 Jahre sind. Ältere Tiere entwickeln eine Immunität.
  • Die im Dünndarm geschlüpften Larven nehmen eine Körperwanderung zur Leber, Lunge und den Bronchen vor, bis die erwachsenen Würmer wieder im Dünndarm anzutreffen sind.
  • Die Wanderlarven verursachen dann Husten und Nasenausfluß, die erwachsenen Würmer demgegenüber chronisch-katarrharlische Darmentzündung, Gewichtsverlust und reduzierte Futteraufnahme. Aber auch Verstopfungen und Darmdurchbrüche sind möglich.
  • Behandlung: Stute mit Pyrimidine und Benzimidazole
    • ca. 4 Wochen vor Abfohltermin
    • Bei Behandlung mit Ivermectin und Moxidectin, die auch die Wanderlarven erfassen, können die Intervalle auf 3 Monate verlängert werden.
    • Fohlen bis zu einem Jahr sollten mit Benzimidazole behandelt werden. Diese greifen in den Glucosestoffwechsel der Parasiten ein und führen somit zum langsamen Aussterben der Parasiten. Andere Wirkstoffe bewirken eine sofortige Lähmung der Parasiten, mit der Gefahr einer Knäulbildung bei Massenbefall, die zum Darmverschluss führen können.

 

Bandwurm (Anoplocephala):

  • Die am häufigste auftretende Bandwurmart ist Anoplocephala perfoliata mit einem Vorkommen von bis zu 70 Prozent in den Beständen.
  • Die Infektion erfolgt durch Aufnahme infizierter Moosmilben, die in der Regel auf jeder Weide zu finden sind. Pferde aller Altersgruppen können befallen sein, da sich keine Immunität entwickelt.
  • Hauptinfektionszeit sind Frühjahr sowie Spätsommer und Herbst.
  • Die Bandwürmer befinden sich in Hüftdarm (Ileum) und Grimmdarm(Colon) und verursachen Verdauungsssstörungen, Durchfall, Kolik und Abmagerung.
  • Infizierte Pferde leiden deutlich häufiger an Ileumanschoppungen (Dünndarmverstopfungen).
  • Behandlung: hochwirksam Praziquantel (Equimax®)
    Die Behandlung sollte bei Aufstallung im Herbst erfolgen und bei bekannter Bandwurmproblematik zusätzlich im Spätsommer.
    Bei Fohlen unter 2 Monaten ist ein Bandwurmbefall unwahrscheinlich, somit eine Behandlung nicht notwendig

 

Große Strongyloiden (strongylus- vulgaris, -equinus, -edentatus):

  • Obschon die großen Strongyloiden durch jahrelange Bekämpfung an klinischer Bedeutung verloren haben, können die Larven auf ihrer Körperwanderung schaden. Die Larven von Strong. vulgaris wandern in der Gefäßwand der Arterien und verursachen dort Schäden sowie Thromben (Blutpfrofe). Diese Thromben können hämorrhargische Infarkte und das Absterben ganzer Darmabschnitte bewirken. Die erwachsenen Würmer verursachen Schleimhautschäden.
  • Behandlung: Benzimidazole u. Pyrimidine

 

Palisadenwurm (kleine strongyloiden):

  • Die kleinen Strongyloiden sind zur Zeit die häufigsten Endoparasiten beim Pferd. Außer Saugfohlen können Pferde aller Altersklassen infiziert sein.
  • Die Infektion erfolgt auf der Weide durch das Aufnehmen infektiöser Drittlarven, wobei nach langsamen Anstieg der Eiausscheidung im Frühjahr, in der zweiten Hälfte der Weideperiode das Infektionsrisiko am größten ist.
  • Die erwachsenen Strongyloiden heften sich zum Saugen an der Darmschleimhaut an und verursachen dort Schäden.
  • Die Larven verursachen die größten gesundheitlichen Schäden, indem sie in der Schleimhaut von Dickdarm und Blinddarm zu Knötchenbildung von 0,5-5 mm führen. Das Heranreifen und die Auswanderung der Würmer kann massive Läsionen bewirken, so dass durch die geschädigte Darmschleimhaut Endotoxine (Gifte) in den Körper gelangen und Proteine sowie Flüssigkeit verloren gehen.
  • Behandlung: An den kleine Strongyloiden richtet sich in unserer Region das Programm der Parasitenbekämpfung aus. Aufgrund einer weitverbreiteten Resistenz gegen Benzimidazole sollten dieser Wirkstoff nicht mehr gegen kleine Strogyloiden eingesetzt werden.
    Infolge des hohen Infektionsrisikos in der zweiten Hälfte der Weidesaison ist die Herbstbehandlung besonders wichtig. Durch Moxidectin werden neben erwachsenen Würmern im Darm auch die Larvenstadien eleminiert.
    6-8 Wochen nach Weideaustrieb sollten die Pferde mit Pyrantel, Ivermectin oder Moxidectin behandelt werden.



Empfohlene Entwurmungsstrategie

Austriebsbehandlung Frühjahr (Ende Januar/Anfang Februar) mit Ivermectin, Moxidectin
1. Weidebehandlung: 3 Tage vor Weideaustrieb
2. Weidebehandlung: Ende Juli
Abtriebsbehandlung Spätherbst (Anfang November) mit Ivermectin, Moxidectin, Praziquantel


Der Erfolg der Bekämpfungsmaßnahmen sollte mindestens einmal im Jahr durch eine Kotuntersuchung kontrolliert werden.


* Da oben Wirkstoffnamen genannt wurden, listen wir an dieser Stelle einige Präparate auf.

Wirkstoff
Präparat
Benzimidazole

Panacur
Rintal
Pyrimidine

Banminth
Jernadex
Ivermectin

Eraquell
Ivomec
Praziquantel im Equimax enthalten
Moxidectin Equest












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